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Jens Reich Bundesarchiv, Bild 183-1989-1

JENS REICH

Bürgerrechtler vom Neuen Forum und Molekularbiologe

Seine Rede am 4.11.1989

Weitere Infos unter:

https://de.wikipedia.org/wiki/Jens_Reich

Jana Olschewski wird Jens Reich am 4.11.2019 verkörpern.

Jens Reich redete am 4.11.89 als Bürgerrechtler des Neuen Forums. Zunächst wollte das Neue Forum gar nicht auftreten, aus Angst vor einer Vereinnahmung der Veranstaltung durch die SED. Die Demonstration erinnert er im Gespräch als Theaterinszenierung, mit den Demonstrant*innen als klassischem Chor. Es sei der „Schwanengesang der DDR“ gewesen, geprägt von Selbstermächtigung - im Gegensatz zum zufälligen 9.11.89. Selbstermächtigung mit Grenzen allerdings, denn keine*r der Redner*innen habe die revolutionäre Energie wirklich kanalisiert – besonders nicht Heiner Müller, der laut Jens Reich der einzige gewesen wäre, der dies vermocht hätte.

Jens Reich beschreibt die Demonstration vom 4.11.89 als "Show, wie sie sich Bert Brecht nicht besser hätte ausdenken können". Es sei zivil zugegangen, "Hassplakate, die wir jetzt dauernd sehen" habe es nicht gegeben. Die Akteure waren jedoch, anders als das Volk, in einer negativen Spannung. Reich erinnert sich an die "verklemmte Grabesstimmung" in dem Cafe hinter der Tribüne: Heiner Müller trank verdrossen Whiskey und Markus Wolf wirkte "wie ein begossener Pudel".  

"Großes Theater" sei der 4.11.89 gewesen, der "schönste Tag der DDR" und gleichzeitig ihr „Schwanengesang“.

Nach dieser Aufbruchserfahrung hätten sich die Menschen im Alltag anders verhalten: man habe sich offen und direkt in die Augen geschaut. Bis zum 9.11. - nach dem Mauerfall sei dieser offene Blickkontakt wieder vorbei gewesen.

Jens Reich zeigt sich heute "äußerst besorgt", dass wir "nicht ernsthaft an die Zukunft denken". Es gebe nur Lippenbekenntnisse zur globalen Krise des Planeten. 1989 waren sich alle einig "So kann es nicht weitergehen!", heute sieht Jens Reich nicht, dass es diesen allgemeinen Konsens gebe.

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